Zum Jahresanfang gleich mal etwas Grundsätzliches. Eine kurze Definition davon, was wir bei den Agile HR Coaches unter Agilem Arbeiten verstehen und was es mit dem Begriff Agile HR auf sich hat. Mir ist bewusst, dass vor allem zum Thema Agiles Arbeiten mehr als genügend Definitionen im Netz kursieren. Trotzdem ist es uns wichtig, dass die Menschen, die uns davon sprechen hören, sowie Kund*innen die sich überlegen, ob sie mit uns zusammenarbeiten wollen, nachlesen können, was wir genau darunter verstehen.
Agiles Arbeiten
Los geht´s. Was bedeutet denn nun eigentlich “agil”. Laut Duden stammt der Begriff agil vom lateinischen Wort „agilis“ ab und bedeutet soviel wie “von großer Beweglichkeit zeugend”, rege oder auch wendig. Aber wie genau lässt sich das nun im Hinblick auf Agiles Arbeiten übersetzen? Oder anders gefragt, wie kommt Agilität in dieser Form des Arbeitens zum tragen?
Ich möchte folgende Definition heranziehen:
“Die grundlegende Idee (von Agilem Arbeiten A.d.V.) besteht darin, Arbeitsstrukturen zu schaffen, die möglichst schnell auf veränderte Bedingungen reagieren können – also agil sind – und somit die Chancen erhöhen, dass die geleistete Arbeit zu einer Wertschöpfung beiträgt. Hierbei ist das konstante Arbeiten an der Verbesserung der Arbeitsstrukturen integraler Bestandteil.” (https://newwork.academy/2018/11/01/agiles-arbeiten-was-ist-das-eigentlich/)
Wie an der Quellenangabe schon zu erkennen ist, habe ich mir diese Definition nicht selbst ausgedacht. Sie stammt von Benjamin Godbersen von der New Work Academy in Berlin. Sie erklärt den Begriff sehr gut und beschreibt sehr gelungen, wie die Agile Haltung, bzw. das Agile Mindset, im Agilen Arbeiten seinen Ausdruck findet.
Warum Agiles Arbeiten?
Aber warum ist Agiles Arbeiten nun in den vergangenen Jahren zu so einem Mainstream-Thema geworden? Warum ist das Thema so wichtig, dass sich immer mehr Menschen damit beschäftigen und es in immer mehr Bereichen Einzug hält? Um dies besser zu verstehen, macht es Sinn sich die anhaltenden globalen Veränderungen in Erinnerung zu rufen. Die Welt ist im Wandel und das schneller und drastischer als jemals zuvor. Klingt plakativ? Ist aber so. Globalisierung, Digitalisierung, demografischer Wandel, dies alles sind Megatrends, die massive Auswirkungen darauf haben wie Organisationen agieren und die Menschen in diesen Organisationen arbeiten. Viele werden schon mal von dem sogenannten VUCA Modell gehört haben.
V.U.C.A.
Die Abkürzung VUCA steht für Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity. Sie fasst die hohe Veränderungsgeschwindigkeit (Volatility) und die wachsende Unsicherheit, im Hinblick auf eine immer schwerer vorhersagbare Zukunft (Uncertainty), zusammen. Die Welt wird komplexer (Complexity), und zwar nicht nur in der Wahrnehmung, sondern ganz real durch verschiedene Faktoren, die sich gegenseitig immer mehr beeinflussen. Alte Strukturen greifen nur noch bedingt, weil die Informationsvielfalt stetig wächst, die Mehrdeutigkeit der angebotenen Informationen zunimmt und dadurch Sachverhalte nicht mehr so eindeutig sind (Ambiguity) wie sie bisher zu sein schien.
Es besteht also klarer Handlungsbedarf, denn Dinge einfach so weiter zu machen, wie man sie immer gemacht hat, ist offensichtlich keine Option. Es ist eine Herausforderung, die Organisationen auf der ganzen Welt betrifft. Sie alle suchen nach Möglichkeiten und wirksamen Methoden, um den Auswirkungen dieses globalen Wandels angemessen zu begegnen. Eine mögliche Antwort auf die beschriebenen Herausforderungen heißt Agilität, bzw. Agiles Arbeiten.
Wenn wir also die im VUCA Modell zusammengefassten Veränderung als real anerkennen und davon ausgehen wollen, dass Organisationen darauf reagieren werden, befinden wir uns also in Zeiten eines drastischen Umbruchs. Natürlich sehen wir Unterschiede in der Schnelligkeit mit der die notwendigen Veränderungen anerkannt, bzw. angegangen werden. Vor allem Unterschiede nach geografischer Lage und Größe der Organisationen lassen sich gut erkennen. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber vor allem kleinere und jüngere Organisationen scheinen ihre Denk- und Arbeitsweise eher schneller umzustellen und implementieren agile Arbeitsformen. In gewisser Weise ist das auch verständlich. Setzen wir Organisationen in Analogie zu Schiffen, dann lässt sich die Metapher heranziehen, dass große Schiffe selbstverständlich länger benötigen um eine Kursanpassung vorzunehmen, als kleine Motorboote.
Doch auch wenn sich der Wandel mit unterschiedlicher Geschwindigkeit vollzieht, er wird letztlich doch alle erreichen. Organisationen, klein oder groß, werden sich verändern, weil sie es müssen. Sie werden die Notwendigkeit erkennen und agieren. Vielleicht warten einige auch etwas länger und werden nur noch reagieren anstatt zu agieren, aber es wird Bewegung geben. Dadurch werden organisationale Rahmen neu gestaltet und neue Formen der Arbeit entstehen.
Wieso also Agile HR?
In dem eben beschriebenen Szenario, wird HR eine zentrale Rolle spielen. Die Rolle mag in verschiedenen Organisationen unterschiedlich ausgeprägt sein, aber Fakt ist, die stattfindende Transformation ist ohne HR nicht möglich. Ich benenne hier ganz bewusst die Transformation, also den Entwicklungsprozess von dem wie es bisher war, hin zu der neuen Realität, denn ich will HR nicht als generell unentbehrlich darstellen. Ich bin selbst aus dem Bereich HR und deshalb der festen Überzeugung, dass HR in der einen oder anderen Form immer eine wichtige Aufgabe in jeder Organisation zukommen wird. Nur im Hinblick auf HR als Funktion so wie wir sie heute kennen, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt einfach noch nicht final sagen, ob und wie sie langfristig weiter existieren wird.
Deshalb müssen wir von HR uns zunächst auf das konzentrieren, was direkt vor uns liegt. Wir setzen auf unsere Stärken und unterstützen unsere Organisationen in diesem notwendigen Wandel, in dem wir sie auf allen Stufen des Veränderungsprozesses begleiten und diesen zum besten Wohl der Organisationen sowie der Mitarbeitenden mitgestalten.
Agiles Arbeiten ist ein starker Weg diesen Wandel zu operationalsieren. Die steigende Anzahl von Organisationen, die sich entscheiden agil zu arbeiten und agile Strukturen einzuführen, ist ein Beleg dafür. Und deshalb sehen wir Agile HR als eines der wichtigsten HR Themen der nächsten Jahre.
Es wird damit beginnen, das HR Abteilung zunehmend dafür bereit sein müssen, mit “Agilen Teams” in anderen Bereichen der Organisation zusammenzuarbeiten. Wie das aussehen könnte und wie unterschiedlich dies zu der jetzigen Arbeitsweise ist, lässt sich bestimmt im Detail diskutieren. Es dürfte aber keinen Zweifel daran geben, dass HR dann wissen muss was Agiles Arbeiten ist, welche Auswirkungen das auf Teamstrukturen haben kann oder ganz einfach welche Agilen Arbeitsmethoden es gibt.
Es könnte aber auch sein, dass HR damit “beauftragt” wird die Organisation agil zu transformieren. Dann trifft das eben geschriebene zu, nur dass dann sehr viel mehr Detailwissen gefragt ist. Denn selbst wenn die Zusammenarbeit mit externen Beratern in so einem Fall eine sehr gute Idee ist, gedeiht diese viel besser. wenn schon die wichtigsten Grundlagen vorhanden sind.
Aber warum nur “beauftragt”? Genauso gut kann HR die Zeichen der Veränderungen als Erste erkennen und sich dazu entscheiden in Zukunft agil zu arbeiten. Dies hätte automatisch eine Veränderung zur Folge die vom Rest der Organisation nicht unbemerkt bliebe und vielleicht “Nachahmer*innen” fände. Oder eine agile HR Organisation nimmt die gesammelten Erfahrungen ihrer eigenen agilen Transformation und erarbeitet einen “Best-Practice-Ansatz”, den sie anbieten und einsetzen kann, wenn Agiles Arbeiten in andere Organisationsteilen eingeführt wird. Um nur einige kategorische Beispiele aufzuführen.
Agile HR ist ein Thema. In der einen oder anderen Art wird es unsere geliebte Funktion berühren und ändern. Ob man dem freudig entgegenblickt oder man versucht die Augen davor zu verschließen und sich davon abzuwenden, bleibt natürlich jedem/r selbst überlassen. Ich gehöre zu der ersten Gruppe und bin geradezu aufgeregt, wenn ich an die ereignisreichen Jahre denke die vor uns liegen.
Deshalb haben wir die Agile HR Coaches gegründet, weil wir uns darauf freuen, viele HR Kolleg*innen, HR Teams und Organisationen in dieser spannenden Zeit auf dem Weg in eine Agile Zukunft zu begleiten.
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